Die „Alte Mühle“ am Hörler Bach in Welda
In Urkunden und Abschriften ist die Errichtung der „Alten Mühle“ am Hörler Bach in Welda durch die Familie von Haxthausen im Jahr 1486 erstmals erwähnt.
Das oberschlächtige Wasserrad mit großer Leistungsfähigkeit wird von oben über einen Zulauftrog mit Wasser beaufschlagt.
Das älteste, eingeschossige Fachwerkgebäude mit Mühlrad und Mansardendach steht auf einem hohen Bruchsteinsockel. Die beiden Anbauten unter Satteldächern sind Anfang des 20. Jahrhundert einzustufen.
1486 ließ Gottschalk von Haxthausen die Mühle am Hörler Bach als zweite Mühle, die in Welda als Mahlmühle diente, neben einer bereits bestehenden Mühle an der Twiste errichten.
1768 starben die von Haxthausen im Mannesstamme aus. Wilhelmine von Haxthausen heiratete 1788 den Freiherrn Georg von Brackel. Seitdem wurde die Mühle, als die von Brackel’sche Mühle bezeichnet.
1903 kaufte die Gemeindeverwaltung die Mühle von Baron von Brakel für 7.700 Mark, um sie für die örtliche Wasserversorgung zu einem Pumpwerk umzurüsten.
In den Kauf eingeschlossen waren auch die Fischteiche nebst den anliegenden Gärten.
Für den Ankauf der von Brackel’schen Mühle wurde damals ein Kredit von 8 000,- Mark bei der Kreissparkasse Warburg aufgenommen.
Die Alte Mühle sichert als Pumpstation die örtliche Wasserversorgung
So wurde in Welda endlich eine Wasserleitung gebaut, durch die die vielen Einzelbrunnen im Dorf entbehrlich wurden. Verunreinigte Brunnen waren immer wieder Ursache für seuchenartige Krankheiten gewesen.
Zu dieser Zeit gab es in Welda noch keinen Strom!
Die günstige Lage der alten Mühle machte es möglich, das Dorf mit Trinkwasser zu versorgen, ohne für den Transport elektrische Energie zu benutzen.
Im Januar 1905 begann der Bau der Wasserleitung.
Am 26. April 1905 konnte sie in Betrieb genommen werden.
Dadurch, dass die einzelnen Hausanschlüsse von der Gemeindekasse übernommen wurden (vom Hauptrohr bis zum Absperrhahn im Haus) haben auch alle Häuser in Welda einen kostengünstigen Wasseranschluss erhalten. Zusätzlich sind für den Einsatz der örtlichen Feuerwehr 20 Hydranten im Leitungsnetz angelegt worden.
Mit natürlichem Gefälle lief das Wasser von den Sieben Quellen unterhalb der Ibänke an der Hörler Straße durch eine Rohrleitung im Hörler Bach in die Zisterne an der Nordseite hinter der Mühle. Von dort wurde es in den Hochbehälter am Iberg gepumpt.
Die Pumparbeit verrichtete eine Pumpe, die durch das Mühlrad angetrieben wurde.
Eine Zeit lang musste der Mühlenpächter für die Mühle keine Miete zahlen. Dafür musste er der Gemeinde das Wasser unentgeltlich liefern, die Mühle instandhalten und den Fischteich kostenlos beaufsichtigen.
Bis 1950 war Karl Scheele über 40 Jahre lang Mühlenpächter in Welda.
1951 wurde die Miete für die Wohnung auf monatlich 20,00 DM und für die Mühle auf 5,00 DM festgesetzt. Für das Wasserpumpen zahlte die Gemeinde dem neuen Pächter August Temme 2,5 Pfennig je Kubikmeter gelieferten Wassers.
1958 wurde eine neue Kolbenpumpe der Firma Klein Schanzlin & Becker AG Frankfurt angeschafft und die Wanne vor dem Wasserrad wurde erneuert.
Bis zum Bau des Wasserbehälters auf dem Hoppenberg im Jahr 1962 war die alte Mühle für die örtliche Wasserversorgung von großer Bedeutung.
1952 wurde der Anbau der Mühle zu Wohnzwecken umgebaut.
1956 wurde das Dach der alten Mühle erneuert.
1961 wurde ein neuer Satz Ventile für die Pumpe angeschafft.
Nach jahrelangem Leerstand begannen 1989 die Renovierungsarbeiten der Mühle.
1991 wurde die Fassade aufwändig restauriert.
Neues Mühlrad wird technisches Denkmal
1992 wurde als Ersatz für den durchgerosteten Vorgänger ein neues Mühlrad angeschafft und am 16.05.1992 feierlich in Betrieb genommen.
Unterstützt wurde die Beschaffung vom Amt für Agrarordnung und vom Denkmalamt Münster, welches das Mühlrad zum technischen Denkmal erklärte.
Das Mühlrad hat einen Durchmesser von 424 cm, 48 Schaufeln und beidseitig 6 hölzerne Speichen aus druckimprägniertem Bongossiholz.
Die Kosten beliefen sich auf 44.000 DM.
In der Mühle entsteht ein Kindergarten
Im August 1993 begannen die Umbauarbeiten der Mühle zu einem Kindergarten.
Am 31.07.1994 wurde der Adolph Kolping Kindergarten durch Ortsvorsteher Hans Bodemann eröffnet und konnte eingeweiht werden.
Die Ökumenische Weihe und Einsegnung zelebrierten gemeinsam Kolping-Diözesanpräses Alois Schröder aus Paderborn und Weldas Pastor Franz Thiemann.
Mit Landesmitteln in Höhe von DM 341 000 DM entstanden so die ersten 25 Kindergartenplätze in Welda.
An dem idyllischen und historischen Ort entstand der wohl romantischste Kindergarten im Warburger Land.
Seit 1995 ist die Alte Mühle auch Treffpunkt für die freiwilligen Helfer aus Welda, die im Ort Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen durchführen.
Heimatstube in der Mühle
Zudem wurden mit 900 Stunden Eigenleistung im Dachgeschoss der alten Mühle ein Intensivraum für den Kindergarten und ein Raum für eine Heimatstube ausgebaut, die 1996 eröffnet wurde.
Dort lagern viele Gegenstände, gesammelt und archiviert von den Brüdern Hans & Franz Bodemann, die das Leben in Welda in den vergangenen Generationen dokumentieren.
Die Alte Mühle von Welda erzeugt Ökostrom
Bereits 1998 hatte der Weldaer Ortsbeirat die Weichen für regenerative Energien gestellt, die das Mühlrad der Alten Mühle erzeugen sollte.
Ebenso wurden Fördermittel beantragt. Man ging davon aus, dass jährlich etwa 26.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden können.
Das Projekt zog sich dann allerdings doch länger hin.
In 2003 wurde in der Mühle endlich ein 5,0 KW Generator installiert, die Alte Mühle ging ans Netz und das Mühlrad wurde zur Stromerzeugung genutzt.
Dazu kamen noch hohe Investitionen für 2 neue Stehlager für die Radwelle, für einen Schaltschrank und eine Getriebereparatur, sowie einen neuen Netzanschluss.
49 Prozent der förderfähigen Kosten wurden damals auf Antrag von der Stadt Warburg und dem Land NRW übernommen. 51 Prozent finanzierte die Dorfgemeinschaft selbst mit einem entsprechenden Kredit.
Klimaschutzpreis 2007 für Welda
Am 09.01.2008 wurde die Dorfgemeinschaft Welda für die umfangreiche Renovierung der Mühle und Umnutzung der technischen Möglichkeiten für die mit dem Mühlrad erzeugte erneuerbare Energie mit dem Klimaschutzpreis 2007 der Stadt Warburg und RWE ausgezeichnet.
Die Urkunde nahmen Hans Bodemann, der das Projekt 1998 anschob, der technische Leiter Klaus Viktor und der seit 2004 amtierende Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt entgegen.
Bedingt durch die immer weiter sinkende Wasserzulaufmenge des Hörler Bachs, sank allerdings auch mit den Jahren der durch das Mühlrad erzeugte Strom.
Die Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten des Mühlrades mit dem durch Keilriemen angetriebenen Generator überstiegen schließlich die Einspeisevergütung für den jahrelang nachhaltig produzierten Strom.
Nachdem durch einen Defekt und Undichtigkeiten an dem alten Getriebe ZTLW 320 der Firma Flender aus Bocholt aus 1932 auch noch permanent Öl austrat, wurde das Mühlrad 2015 angehalten und bedauerlicherweise stillgelegt.
Die Reaktivierung des Mühlrades
2022 ergriff die Dorfgemeinschaft Welda die Initiative, das Mühlrad der alten Mühle zu reaktivieren und wieder in Betrieb zu nehmen.
Nach einer Bestandsaufnahmen der örtlichen Gegebenheiten, sowie Zustand von Mühlrad und Getriebe erarbeitete der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Holger Sprenger ein Konzept zur Reaktivierung und stellte in Absprache mit Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt und der Stadt Warburg einen Antrag beim NRW Förderprogramm Heimatscheck.
Nachdem der Antrag bewilligt und der Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung Detmold am 29. April 2022 eintraf, konnte es endlich losgehen.
Mit ehrenamtlichem Engagement, viel Eigenleistung und öffentlichen Mitteln in Höhe von 2.000 Euro aus dem NRW Heimatscheck konnte dieses Vorhaben in 2022 erfolgreich umgesetzt werden.
Das Getriebe wurde durch die Weldaer Rentner AG in Eigenleistung repariert und abgedichtet.
Diese Arbeitsgruppe aus Ruheständlern wurde 2005 von Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt ins Leben gerufen und sollte eigentlich bei Bedarf zwanglos kleinere Arbeiten in der Gemeinde ausführen, damit der Ort in seiner Schönheit und in einem gepflegten Zustand erhalten werden kann.
Mittlerweile übernimmt die örtliche Rentner AG allerdings so viele Aufgaben in Welda, dass sie nicht mehr wegzudenken ist.
Auch Hubertus Kuhaupt ließ es sich nicht nehmen tatkräftig mit anzupacken.
Sieht man sich das riesige Getriebe im Antriebsraum der Alten Mühle, ist man überrascht über Ausmaß und Dimensionen.
Aber das behäbig wirkende Mühlrad der Alten Mühle hat es in sich.
Das Mühlrad wurde mechanisch von den jahrelangen Anhaftungen und Verkrustungen befreit und anschließend noch mittels Hochdruckreiniger gereinigt.
Auch der Wasserzulauftrog wurde sorgfältig gereinigt und die alte Einlaufklappe und das Gestänge, an dem sich immer wieder Äste verfingen, wurden entfernt.
Die nicht richtig abdichtende alte Klappe hatte zudem durch das stetig durch sickernde Wasser immer wieder unkontrollierte Bewegungen des Mühlrades verursacht.
Die Bremse an der Achse des Mühlrades wurde gelöst und die Stehlager neu gefettet.
Der Wassereinlauf auf das Mühlrad wurden so modifiziert, dass die Wassermenge begrenzt werden kann und sich das Mühlrad in der vorgesehenen Geschwindigkeit dreht.
Die technikbegeisterten Tüftler Oswald Blömeke und Holger Sprenger, beides gelernte Mechaniker mit zusammen über 8 Jahrzehnten Erfahrung mit Getrieben und Antrieben, haben auch gemeinsam den Einlauf modifiziert.
Mit dem mit 2 großen Bohrungen versehenen neuen Edelstahlblech und den 4 selbst angefertigten Distanzringen, die zusätzlich mit Epoxidharz vergossen wurden, lassen sich jetzt je nach Bedarf 8 unterschiedliche Durchflussmengen realisieren, die auf das Mühlrad fließen und es zum drehen bringen.
Zum kontrollierten Abstellen des Mühlrades dienen zwei mit Epoxidharz gefüllte Verschlusstopfen, die zum schnellen Einsatz in einem Behälter direkt am Zulauftrog lagern.
Alle sind begeistert von der Technik und den Fähigkeiten, wie man sich bereits im Mittelalter regenerative Energien zu Nutze gemacht hat
Die Kräfte, die das behäbig wirkende Mühlrad der Alten Mühle entfaltet sind gewaltig.
Wenn sich die großvolumigen über 30 Liter fassenden Schaufeln mit Wasser füllen und das Mühlrad sich dreht, bringt es wesentlich mehr Drehmoment auf, wie der 1.500 PS starke 12 Zylinder Bi-Turbo-Motor des 60 Tonnen schweren Kampfpanzers Leopard II.
Mit solchen Kräften muss man mit Bedacht und respektvoll umgehen.
Da sich der Kindergarten in der Alten Mühle befindet, erhielt der Dreh- und Absturzbereich an der Stützmauer des Mühlrades zur Absicherung noch zusätzlich einen hohen Doppelstabmattenzaun.
Das Dorfarchiv, die Weldaer Chroniken, Heimatblätter und die alten Berichte der Dorfgemeinschaft, sowie deren Vorgängerin, die Gemeinschaft der Weldaer Vereine wurden nach Informationen über die Alte Mühle durchforstet, um die umfangreiche Historie der Mühle, deren Entwicklung und die Bedeutung für das Leben in Welda erstellen und für alle zugänglich machen zu können.
Zum Abschluss des Projektes wurde von der Rentner AG an der Ostseite der Mühle noch eine Informationswand mit der Historie und Fotos der Alten Mühle am Hörler Bach angefertigt und aufgestellt.
Zudem wurde noch ein Video vom Mühlrad und der Mühle erstellt und mit der umfangreichen Historie auf die Homepage gestellt.
Auch am Ortseingang von Welda wurden am Radweg R2 Informationsschilder angefertigt und aufgestellt, die u.a. auf die historische „Alte Mühle von Welda“ hinweisen.
Mittels dem abgebildeten QR-Code findet man jetzt leicht und schnell den Weg zur Mühle.
Das historische Mühlrad der Alten Mühle am Hörler Bach, welches seit 1486 einen Mahlstein und später zudem noch eine Säge antrieb, ab Beginn des 20. Jahrhunderts die örtliche Wasserversorgung von Welda sicher stellte und ab 2003 mit erneuerbaren Energien Strom erzeugte, dreht sich nun zur Freude der Weldaer Bürgerinnen und Bürger wieder.
Vielen Dank an die fleißigen Helfer der Rentner AG aus Welda und die Unterstützung durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Warburg.
Holger Sprenger
Dorfgemeinschaft Welda e.V.
Im Dezember 2022
Neuer verstellbarer Wehrverschluss am Stauwehr des Hörler Bachs
Mai 2023 Das Team für Metall und Technik in der Rentner-AG, Oswald Blömeke und Holger Sprenger, haben das neue Gestell mit der Spindel am kleinen Stauwehr im Hörler Bach zur besseren Regulierung des Mühlengrabens installiert.
Schreinermeister Otto Flaskamp hatte für das Stauwehr noch einen neuen Wehrverschluss aus Eichenholz angefertigt.
Mit der Spindel und dem neuen Wehrverschluss kann die Wasserzufuhr zum Mühlrad der Alten Mühle und den Teichen des Anglervereins nun stufenlos reguliert werden.
Die Historie als PDF anschauen oder herunterladen:
Die Historie der Alten Mühle am Hörler Bach in Welda