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Interessenten wenden sich bitte an:
Rita Göbel Pfarrgemeinderat St. Kilian Welda
Otto Flaskamp Kirchenvorstand St. Kilian Welda
oder direkt beim katholischen Pfarramt in Warburg (Tel.: 05641-7443330)
Weitere Informationen finden Sie auf: www.pv-warburg.de
Die dritte Ausgabe vom April 1987 widmet sich dem Thema Schule und Lehrer von Welda, sowie der Turmuhr von Johann Ignaz Fuchs und dem Rittergeschlecht von Wellede
Der Abend des letzten Maitags spendete endlich einen klaren Himmel und die Sonne schien kräftig genug, um Welda auch von Westen abzulichten.
Als Ende Juli 1914 in Welda und im Warburger Land die beängstigende Nachricht über den bevorstehenden Krieg bekannt wurde, vermochte seinerzeit keiner dessen Dauer, Ausmaß und seine fürchterlichen Auswirkungen auch nur zu erahnen.
Bereits vom 2. bis 6. August 1914 erfolgten die Mobilmachungstage, an denen auch 32 Söhne der Weldaer Familien zum Krieg eingezogen wurden. Im Laufe des Krieges und des Landsturms erhöhte sich die Zahl der Einberufenen aus Welda auf 81 Personen. Jeder vierte überlebte den Krieg nicht. Zu dieser Zeit beheimatete Welda über 100 Familien.
Von 1914 bis 1918 forderte der erste Weltkrieg über 20 Millionen Opfer und Kriegsgefallene. Darunter über 2 Millionen Soldaten und über 426.000 Zivilisten aus Deutschland.
Als die unverzichtbaren Metallvorräte für die Kriegsindustrie zur Neige gingen, mussten auf Anordnung der deutschen Reichsregierung vom 1. März 1917 auch Kirchenglocken, Orgelpfeifen und andere Metallgegenstände zum Einschmelzen abgegeben werden.
Nach den Prospektpfeifen der Kirchenorgel mussten am 6. August 1917 auch die beiden Kirchenglocken von St. Kilian in Welda abgenommen und für die Waffenproduktion geopfert werden.
Darunter waren die im Jahr 1854 von Henschel & Sohn gegossene Kiliansglocke mit der Inschrift:
“Kilianus vocor Plebum voco. Congrego Clerum, Defunctos ploro Laudo Deum, Festa honora. Umgegossen für die Gemeinde Welda von Henschel & Sohn in Cassel 1854“.
Diese Glocke hatte keine Verzierungen und wog 473 kg.
Die zweite Glocke aus 1797 hatte sehr schöne Blattornamente und wog 223 kg.
Auf einer Seite stand:
„S: Kilian † KIRCHEN
PATRON S: LIBORIUS LAND
Diese Gemeinheits Glocke hat gegossen Kutschbach Anno 1797.
Gevatter sind geworden F: FRAU und Dessen HR: SOHN BARON F: V: BRACKEL.“
Mit dem Verstummen der Glocken ging die Zeit der großen Verluste, Not, Hunger, Leid und Entbehrungen einher. Viele Weldaer waren im Krieg und in Gefangenschaft. Jeder Betrieb musste große Teile abgeben. Zuletzt soviel, dass es selbst zum Leben kaum ausreichte.
Auf der am 17. November 1920 enthüllten Gedenktafel an der St. Kiliankirche wurden 21 Familiennamen, die auch heute noch in Welda vertreten sind, der durch den 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten eingemeißelt.
Die 21 Inschriften auf dieser Gedenktafel und die 43 Namen der Gefallenen aus dem 2. Weltkrieg erinnern heute zum einen daran, dass Krieg nicht weit weg, sondern einst mitten unter uns war, und zum anderen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist, sondern stets auch verantwortungsvoll gepflegt und verteidigt werden muss.
Traditionell werden seither vom Heimatschutzverein Welda zum Schützenfest und zum Volkstrauertag das Gedenken der Opfer von Gewalt und Krieg, sowie die Gefallenenehrungen mit ihren Kranzniederlegungen initiiert und in Gedenken an die Verstorbenen am Ehrenmal zeremoniell vollzogen und durchgeführt.
Nach Beendigung des Krieges im Jahr 1918 wurde von der Gemeinde für die St. Kiliankirche fleißig gesammelt und gespendet. Am 23. Mai 1921 konnten endlich die neuen Glocken von der Glockengießerei Heinrich Humpert aus Brilon in Empfang genommen werden.
Noch am selben Abend erhielten sie von Pfarrer Paul Thelen ihre kirchliche Taufe und ihre feierliche Weihung.
Die große Glocke mit 715 kg wurde Kilianus, die mittlere mit 470 kg Maria und die kleine mit 306 kg Martha getauft.
Am Donnerstag den 27. und Freitag den 28. Mai 1921 wurden die drei neuen Glocken in den Turm der St. Kiliankirche hochgezogen und mit Klöppel und Armaturen fachmännisch montiert.
Als Zeichen des Friedens, der Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zeit läuteten sie Ende Mai 1921 zum ersten Mal im Glockenturm von St. Kilian und sie tönten ein paar Tage später zur Freude der Gemeinde auch zur großen Weldaer Feldprozession.
Wenn das Glocken-Trio aus Stahl gemeinsam in Welda am 30. Mai zum 100-jährigen Jubiläum erklingt, so machen die friedlichen Töne auch heute wieder Hoffnung und geben mit ihrer klangvollen Botschaft Zuversicht auf eine ruhigere und bessere Zeit nach der Pandemie.
(Die gegenwärtige Pandemie ist zwar noch nicht überwunden, aber dank der entwickelten Impfstoffe hat sie erfreulicherweise bereits einen Teil ihres Schreckens verloren.)