Welda. Nach den Hochwasserereignissen im Juli 2021 hatte Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt von der Hansestadt Warburg erneut eingefordert, dass der Hochwasserschutz an Twiste und Hörler Bach verbessert wird. Im Bereich des technischen Hochwasserschutzes und der Hochwasservorsorge wird an Verbesserungen gearbeitet.

„Das katastrophale Hochwasser im letzten Sommer hat ein Umdenken an vielen Stellen bewirkt“, stellt Kuhaupt fest. „Ich bin froh, dass Bewegung in die Sache gekommen ist und die Sicherheit erhöht wird. Lange Zeit war dieses Thema für die öffentliche Hand eine ungeliebte Aufgabe, die viel Geld kostet.“

Der Pegel der Twiste in Welda ist am 15. Juli 2021 bis auf 2,97 m angestiegen. Damit wurde die höchste Warnstufe überschritten. Die vorgesehene Warnung der Bevölkerung blieb aus. (Quelle des Diagramms: LANUV NRW)

Im vergangenen Spätsommer wurde die Retentionsfläche an der Twiste bei Welda von angeschwemmten Sedimenten und Erdreich befreit. Der ursprüngliche Querschnitt der Fläche wurde wiederhergestellt und kann nun im Hochwasserfall wieder mehr Wasser aufnehmen.

Die Uferböschungen am Unterlauf der Twiste wurden in den letzten Wochen von Bewuchs und wild wachsenden Bäumen befreit. Auch hier ist jetzt wieder eine reibungsloser Abfluss der Twiste in der Ortslage möglich.

Weitere Maßnahmen sind in Vorbereitung und sollen 2022 und den Folgejahren umgesetzt werden. Die technische Überprüfung aller Hochwasserschutzdeiche im Stadtgebiet findet derzeit statt, die Instandsetzung der Hochwasserschutzmauer am Mühlenhof und die Ertüchtigung des Hochwasserrückhaltebeckens Hörler Bach sind in Planung. Die Maßnahmen sollen in Absprache mit den Aufsichtsbehörden ohne zeitlichen Verzug umgesetzt werden und sind finanziell über den städtischen Haushalt abgesichert.

Die Retentionsfläche an der Twiste wurde im Spätsommer 2021 von angeschwemmten Sedimenten und Erdreich befreit.

„Die älteren Bewohner des Dorfes haben die letzten großen Hochwasser mit immensen Sachschäden in den 1960er Jahren noch miterlebt. Die Jüngeren nicht und das ist entscheidend bei der Sensibilisierung für das Thema.“, stellt Kuhaupt fest. Die Gefahr sei nicht präsent und Schutzmaßnahmen hätten bisher nicht den Stellenwert gehabt, den sie hätten haben müssen. Auch in den Behörden und Verwaltungen nicht.

Hochwasservorsorge muss verbessert werden

Neben dem technischen Hochwasserschutz nimmt die Hochwasservorsorge eine wichtige Rolle ein. Dazu gehört auch, dass sich die Kommunen und Hilfsorganisationen auf derartige Schadensereignisse vorbereiten. Die Hansestadt Warburg hat nach der Hochwasserkatastrophe des letzten Jahres im Ordnungsamt eine „Task force Hochwasserschutz“ gebildet. Sie soll unter Beteiligung aller relevanten Fachbereiche (Bau- u. Ordnungsverwaltung, Feuerwehr) das vorhandene Datenmaterial und veraltete Hochwasseralarmpläne für den Bereich von Diemel und Twiste aktualisieren und verbessern. Zudem soll die Vernetzung mit den hessischen Behörden, die für den Twistesee und das Hochwasserrückhaltebecken Ehringen zuständig sind, intensiviert werden.

Weiterhin ist die Anschaffung von mobilen Hochwasserschutzelementen vorgesehen und im Haushaltsplan 2022 mit Finanzmitteln hinterlegt. Diese sollen dann, je nach Bedarf, von der Feuerwehr an Diemel und Twiste eingesetzt werden können. Damit werden die klassischen Sandsäcke teilweise ersetzt.

Alarmierungsmöglichkeit der Bevölkerung ist nicht ausreichend

Für Welda hat Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt auch die Alarmierungssituation der Bevölkerung bemängelt. Die einzige Sirene zur Warnung der Bevölkerung befindet sich im Ortskern auf dem Dach der ehemaligen Jungenschule. Aufgrund der räumlichen Ausdehnung und der Topographie des Ortes, ist die vorhandene Sirene bei ungünstigen Wetterlagen und zur Nachtzeit im Westteil der Ortschaft nicht oder kaum zu hören. Eine zuverlässige Warnung der gesamten Bevölkerung bei Gefahr sei damit nicht möglich, so Kuhaupt.

Diese elektromechanische Motorsirene vom Typ „E57“ steht auf der alten Jungenschule in der Kilianstraße.

Die Stadtverwaltung hat diesen Einwand aufgegriffen und die Reichweite der Sirene mithilfe einer Fachfirma überprüfen lassen. Durch technische Berechnungen und nach einem Ortstermin ist dieser Mangel bestätigt worden.

Zur Verbesserung der Warnsituation wird im Verlauf des Sommers 2022 eine deutlich leistungsstärkere elektronische Hochleistungssirene auf dem Dach des Dorfgemeinschaftshauses installiert. Damit soll dann die gesamte Bevölkerung von Welda zu jeder Zeit gewarnt werden können. Dazu sind im städtischen Haushalt Mittel für die Beschaffung von Sirenen vorgesehen, zudem sind Fördermittel des Landes NRW zu erwarten.

Informationen zu Hochwasser- und Starkregengefahren sind im Netz zu finden

Weiterhin sollten sich die betroffene Bevölkerung und Grundstückseigentümer hinreichend mit der Thematik auseinandersetzen, um vorbereitet zu sein und um Schäden vorzubeugen. Jeder Bürger hat mittlerweile die Möglichkeit, sich im Internet über die konkrete Hochwasser- oder Starkregengefahr zu informieren.

Auf der Seite „Flussgebiete NRW“ unter dem Link Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten | FLUSSGEBIETE NRW

sind Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten zu finden.

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) hat kürzlich eine interaktive Webkarte mit Gefahrenhinweisen zu Starkregen für NRW herausgegeben.

Geoportal.de

Hier lässt sich auch die Gefahrensituation im Stadtgebiet Warburg darstellen, auf die sich jeder Grundstückseigentümer vorbereiten sollte.