Ortsvorsteher sieht ein latent hohes Hochwasserrisiko im Ortskern

Welda. Die letzten Starkregenereignisse Mitte Juli hat das Warburger Land glimpflich überstanden. Für den Weldaer Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt ist es erneut ein Anlass, auf die Gefahren des Hochwassers im 800 Einwohner zählenden Twistedorf hinzuweisen und Maßnahmen einzufordern.

Ein Blick in die Weldaer Ortschronik zeigt, dass der Ort an der Twiste in den letzten einhundert Jahren, zuletzt 1965, immer wieder stark vom Hochwasser betroffen war. Nachdem in den 1950er und 1960er Jahren massiv in den Hochwasserschutz investiert wurde, ist die Gefahr zwar eingedämmt worden. Nach wie vor besteht aber eine latente Gefahr für die Bevölkerung im Ortskern und ihr Hab und Gut. Das weisen nicht nur die Hochwassergefahrenkarten der Bezirksregierung Detmold aus, sondern zeigen auch die Wetterereignisse von vor vier Wochen.

Handlungsbedarf bei den Hochwasserschutzeinrichtungen und dem Bevölkerungsschutz

In einer schriftlichen Stellungnahme hat Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt die zuständigen Stellen der Hansestadt Warburg erneut auf die Schwachstellen des Hochwasserschutzes an Twiste und Hörler Bach hingewiesen und sie zum Handeln aufgefordert. Es gibt aus seiner Sicht dringenden Handlungsbedarf bei der baulichen Unterhaltung der in die Jahre gekommenen Hochwasserschutzeinrichtungen und beim Bevölkerungsschutz.

Die Hochwassersituation an der Twiste bei Welda am 14./15. Juli 2021.

Mitte Juli fielen In Welda innerhalb von 24 Stunden 75 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Im hessischen Einzugsgebiet der Twiste war die Niederschlagsmenge ähnlich. Zum Vergleich: im Rheinland fielen im gleichen Zeitraum ca. 200 Liter pro Quadratmeter.

Aufgrund des anhaltenden Niederschlags hatte der Pegel der Twiste in Welda am 14.07.2021 gegen 20:30 Uhr einen Wasserstand von 250 cm (Normalwasserstand ca. 55 cm) erreicht. Damit wurde die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) für den Pegel Welda festgelegte höchste „Informationsstufe 3“ (Warnstufe) erreicht.

In der Folge stieg der Wasserstand der Twiste in der Nacht kontinuierlich weiter und erreichte am 15.07.2021 gegen 06:45 Uhr mit 295 cm seinen Höchststand. Damit fehlten nur noch 20 cm bis zum Eintritt des Ereignisses HQ100 (Pegelstand 315 cm), also eines für die Twiste definierten 100-jährlichen Hochwassers in Welda. Glücklicherweise führte der Hörler Bach nur verhältnismäßig wenig Wasser, so dass von dort keine größere Gefahr drohte.

Was wäre passiert, wenn bei uns die doppelte Menge, also 150 Liter / qm, oder auch 200 Liter / qm gefallen wären und der Hörler Bach ebenfalls Hochwasser gehabt hätte, fragt sich rückblickend Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt? Charakteristisch und zugleich beängstigend sei die Tatsache, dass der Pegelstand der Twiste nach derartigen Niederschlagsereignissen innerhalb kurzer Zeit stark ansteige (siehe Grafik) und innerhalb weniger Stunden ein großes Schadensrisiko entstehe. Da bleibt auch uns nur wenig Zeit zur Vorbereitung und Reaktion, so Kuhaupt.

Wasserstand des Pegels Welda vom 12. – 19.07.2021. Quelle: LANUV NRW

Hochwasseralarmplan muss überarbeitet werden

Neben der baulichen Unterhaltung der Hochwasserdämme in der südlichen Ortslage, des Hochwasserrückhaltebeckens Hörler Bach und der Retentionsflächen am Unterlauf der Twiste sollte aus Sicht von Ortsvorsteher Kuhaupt auch der bestehende Hochwasseralarmplan der Stadt Warburg in Erinnerung gerufen und überarbeitet werden. In dem Alarmplan ist festgelegt, zu welchem Zeitpunkt festgelegte Maßnahmen des Krisenstabs und von Feuerwehr und Katastrophenschutz an Diemel und Twiste greifen und wann die Bevölkerung einzubeziehen bzw. zu warnen ist. Auch hier gäbe es Handlungsbedarf.

Verbesserung bei der Alarmierungssituation

Ebenso sieht Ortsvorsteher Kuhaupt Verbesserungsbedarf bei der Alarmierungssituation der Bevölkerung. Wie wichtig eine rechtzeitige und umfassende Warnung der Bevölkerung sei, habe auch die Katastrophe im Rheinland deutlich gemacht. Im Dorf gibt es auf der alten Jungenschule im Ortskern eine Motorsirene. Bei Auslösung ist diese aber nach Ansicht des Ortsvorstehers nicht in allen Teilen des Ortes, insbesondere zur Nachtzeit, zu hören. Aus seiner Sicht sollte eine zweite Sirene im westlichen Siedlungsbereich installiert werden. Diese gab es übrigens bis Anfang der 1990er Jahre im Dorf, bis sie nach Ende des Kalten Kriegs abgebaut wurde.

Derartige extreme Wettereignisse mit großen anhaltenden Niederschlägen und großer Hitze werden von Klimaforschern und Meteorologen in der Zukunft häufiger vorausgesagt. Auch wenn in den heute betroffenen Gebieten im Rheinland/Bayern spezifische Faktoren möglicherweise die Situation beeinflusst haben, hält Kuhaupt ein Hochwasserrisiko für Welda mehr denn je für hoch.

„Durch die Gegebenheit, dass die Twiste und der Hörler Bach mitten durch die Ortslage fließen und dort aufeinandertreffen, anders, als bei allen anderen Orten an der Twiste/Diemel im Stadtgebiet, ergibt sich ein erhöhtes Schadensrisiko. Deshalb müssen wir jetzt handeln und uns so gut vorbereiten, wie es eben möglich ist.“ , begründet der Ortsvorsteher sein Vorgehen.